Wie können wir Demokratie demokratischer machen?
Fortbildung zu Demokratiebildung im Rathaus Lübbecke
Angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen hat das Moorhus als BNE-Regionalzentrum gemeinsam mit der Fachstelle NRWeltoffen und dem Verein Minden für Demokratie und Vielfalt am Donnerstag, den 20.11. zu einer Fortbildungsveranstaltung eingeladen. Sie stellten die Frage, welchen Beitrag schulische und außerschulische Lernorte zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und für ein gutes Miteinander leisten können und sollten.
Und da der beste Ort zum Thema Demokratielernen ein Ort demokratischen Handelns ist, begrüßte Bürgermeister Philipp Knappmeyer die knapp dreißig Lehr- und pädagogischen Fachkräfte an diesem Morgen im Rathaus der Stadt Lübbecke. Mit einer persönlichen Ansprache betonte er die Bedeutung gezielt Menschen dafür zu begeistern von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und insbesondere auf kommunaler Ebene mitzugestalten.
„Demokratien sind niemals perfekt, niemals fertig, niemals demokratisch genug,“ sagte Demokrat Ramadani von der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik anschließend in seiner Keynote, „die Geschichte der Demokratie ist zwangsläufig eine Geschichte von Privilegien und Diskriminierung. Im Laufe der Zeit sind immer wieder Menschen von Mitbestimmungsrechten ausgeschlossen worden“.
„Was kann ich denn sagen, wenn jugendliche Schüler in der Klasse mit gewaltvollen rechtsextremen Äußerungen provozieren“, fragte ein Lehrer im anschließenden Workshop von Marcel Komusin vom Verein Minden für Demokratie und Vielfalt und Daniel Kapteina von der Fachstelle NRWeltoffen des Kreises Minden-Lübbecke. In einem praktischen Argumentationstraining für den Umgang mit populistischen Parolen übten die Lehrkräfte und Mitarbeiter:innen aus Schulen mit konkreten Aussagen und Beispielen aus ihrem Alltag.
Nach der Mittagspause stellte die Mathilde Anneke Gesamtschule aus Münster ihre zahlreichen Demokratie- und Vielfaltsprojekte vor. Lehrerin Karoline Kriebel übermittelte dabei authentisch, dass das respektvolle Miteinander, mutige Entscheidungen, und die Unterstützung durch die Schulleitung und Eltern wichtige Bausteine für das demokratische und nachhaltige Schulleben sind. Besonderes Interesse riefen die von Schüler:innen initiierten MAG-goes-green-Boxen hervor, mit denen Mensaessen gerettet werden kann.
Am Nachmittag lud Dirk Gramm von QUA-LIS NRW die Teilnehmerinnen zu einer Positionierungsübung ein: Die Teilnehmerinnen sollten sich im Raum zu den zwei gegenüberliegenden Aussagen „Der Mensch ist im Grunde gut“ und „der Mensch ist im Grunde schlecht“ positionieren. In der anschließenden Diskussion ging es um die eigene Haltung und das Hinterfragen von Vorurteilen und Glaubenssätzen, die auch den Arbeitsalltag prägen. In Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden sogenannte steilen Thesen, wie etwa „Demokratiebildung bleibt wirkungslos, solange Schule ihre eigenen Machtstrukturen nicht demokratisieren“ und entwickelten Ideen für partizipative Schulentwicklung in den Handlungsfeldern „Unterricht“, „Schulkultur“ und „Öffnung von Schule“.
Die Fortbildung fand im Rahmen des Landesprogramms „Schule der Zukunft“ statt. Das BNE-Team des Moorhus freute sich über die vielseitigen Referent:innen sowie über die finanzielle Unterstützung durch die Stadt Lübbecke und des Kreises. Aus der Kooperation mit den Lübbecker Schulen ist im Vorfeld die Idee für diesen Fortbildungstag entstanden. „Die Kooperation zwischen Moorhus, der Stadt Lübbecke und den Lübbecker Schulen ist ein gelungenes Beispiel für eine partizipative Bildungslandschaft“, freut sich Ramona Gieseking vom Moorhus und Kollegin Linda Olenberg ergänzt: „Es ist schön, wenn die Ideen und Fragen, die uns hier bewegen zu solche einer Fortbildung führen. Und besonders schön ist es, wenn sie über die Kreisgrenzen hinaus Menschen ansprechen und einladen den Tag mitzugestalten und zu bereichern“.
