Hämmern, Sägen und Kinderlachen durchbrechen die winterliche Stille am Moor. Heute sind kleine Wildbienen-Schützerinnen und -Schützer in den ErlebnisMoorgarten am NABU Besucherzentrum Moorhus gekommen, um gemeinsam mit der Projektleiterin Julia Lambert und der Bundesfreiwilligen Lara Kleine-Niermann ein „Insektenhotel“ zu renovieren. Es ist die letzte Aktion, die im offiziellen Projektzeitraum stattfindet, aber mit Sicherheit nicht die letzte Veranstaltung im Moorgarten.
Das im Februar 2017 begonnene Projekt „lernen & erleben: Ein Moorgarten am NABU Besucherzentrum Moorhus“ wurde am 15. Februar 2019 abgeschlossen. Gefördert wurde es von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW.
Zunächst unter der Leitung von Ulrike Meier-Hohmann war das erste große Ziel des Projektes, die Errichtung eines „ErlebnisMoorgartens“. Es sollte ein Aktionsraum am Moorhus entstehen, der auch bewegungseingeschränkten Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit bietet, das Hochmoor ortsnah erleben zu können. So zählen zu den geplanten Zielgruppen motorisch eingeschränkte Personen, Senioren, Kindergartengruppen und Familien mit Kindern unter drei Jahren, sowie Experimentier- und Forschungsgruppen (z.B. Grundschulen und Schulen mit Sekundarstufe 1). Bauverzögerungen führten dazu, dass der Moorgarten erst im Januar 2018 eröffnet werden konnte, doch es hat sich bereits gezeigt, dass sich alle Arbeiten und Mühen gelohnt haben!
Im Hochmoorbeet „fleischfressende“ Pflanzen hautnah beobachten
In den beiden entstandenen Moorbeeten kann nun von Nahem die typische Flora des Hoch- und Niedermoors erforscht werden. Der genaue Beobachter kann zum Beispiel staunen, wie der Sonnentau, eine „fleischfressende“ Pflanze, Insekten anlockt, mit seinen klebrigen Blättern einfängt und umschließt. Da das Hochmoorbeet wie in natura nur durch Regenwasser gewässert werden darf – darum wird das Hochmoor auch Regenmoor genannt – musste eine Zisterne angelegt werden. Darin wird das anfallende Regenwasser gesammelt und durch eine Pumpe in dieses spezielle Beet gegossen. Im heißen und trockenen Sommer des Jahres 2018 stieß die Zisterne beinahe an ihre Grenzen und zeigte somit im Kleinen, was die anhaltende Trockenheit auch für unser Großes Torfmoor bedeutet.
Rund um den Tümpel neben der Terrasse entstand ein beschilderter Barfußpfad mit fünf Feldern, der dazu einlädt, die Moorentstehung und -nutzung mit den Füßen zu erfühlen. Hier hatten viele kleine und große Besucherinnen und Besucher bereits das Vergnügen, durch das matschige Moor oder das Weserflussbett zu waten. Entsprechende Informationen können der informativen Beschilderung entnommen werden und ermöglichen so eine Erkundung des Moorgartens auf eigene Faust.
Wer sich über Alternativen zu torfhaltiger Blumenerde informieren möchte, bekommt am Substratbeet einen Einblick in die Vielfältigkeit der Möglichkeiten.
Zusammen mit dem bereits vorhandenen Sandkasten und der Wildbienen-Nisthilfe ist so ein lehr- und erlebnisreicher Moorgarten entstanden. Elf engagierte Personen wurden im Januar 2018 zu Moorgarten-Teamern ausgebildet und konnten die folgenden Veranstaltungen unterstützen. Fortan fanden zahlreiche Umweltbildungsaktionen, Familientage und Arbeitsgemeinschaften (AGs) statt.
Wechsel der Projektleitung brachte ein umfangreiches Veranstaltungsangebot
Im Juni 2018 wechselte die Projektleitung und die Umweltwissenschaftlerin Julia Lambert übernahm die Verantwortung für den Moorgarten. Sie erstellte ein umfangreiches Angebot für verschiedene Zielgruppen. Von Moorgartenführungen, Igel-, Storchen- und Klima-Aktionen, über Schnitzführerscheine, Schatzsuchen, bis zur Moorhexe, wurden abwechslungsreiche und spannende Themen angeboten. Einige bereits bestehende Konzepte wurden speziell für den Moorgarten geändert, andere Themen komplett neu konzipiert.
AG-Kinder halfen bei der Gestaltung des Moorgartens
In Zusammenarbeit mit verschiedenen AGs entstanden im Jahr 2018 einige kleinere Komponenten für den ErlebnisMoorgarten. So wurden Schülerinnen und Schüler der Birger-Forell Sekundarschule Espelkamp in der Moorgarten AG und die KlimaKids AG-Kinder der Stadtschule Lübbecke praktisch und gestalterisch tätig. Am Libellenhaus und den Froschhockern kann nun die farbenprächtige Vielfalt der Hochmoortiere bestaunt werden. Vor dem Moorhus wurde ein Fühlpfad kreativ gestaltet. Zwei Kompostkisten ermöglichen die Gewinnung torffreier Blumenerde vor Ort.
Unter fachgerechter Betreuung durch Ulrike Meier-Hohmann, bzw. Julia Lambert, lernten die AG-Kinder viel zu den Themen Moor, Natur- und Klimaschutz. Die Kinder der Stadtschule wurden zudem als KlimaKids-Moorgartenführer ausgebildet und können ihr Wissen nun weitergeben.
Die angestrebten Zielgruppen konnten gut erreicht werden
In den Ferien und Halbjahresprogrammen wurden Aktionen für Kindergarten- und Schulkinder im Moorgarten angeboten und insgesamt über hundert Mädchen und Jungen nahmen mit viel Freude und Engagement daran teil.
Wie sich herausstellte trafen gerade die Geburtstagsangebote den Geschmack der jungen Besucherinnen und Besucher, denn es gab viele Anfragen und knapp dreihundert Kinder feierten 2018 im Moorgarten. Die Verknüpfung von natur- und umweltorientierten Themen mit Kindergeburtstagen funktioniert und so hatten die Geburtstagskinder und -gäste nicht nur Spaß und Bewegung, sondern lernten auch viel Wissenswertes über die Natur.
An den gut besuchten Familientagen wie den Weihnachtsmärkten, dem Apfeltag und dem Frühlingsfest kamen knapp fünfhundert Besucherinnen und Besucher in den Moorgarten. Allen Altersgruppen, und speziell auch Familien, wurden an diesen Tagen abwechslungsreiche Aktionen geboten. Hierbei konnte sich auch der barrierefreie Moorgarten behaupten.
Gerade bei den Zielgruppen Senioren, kleinere Kinder (U3) und motorisch eingeschränkte Personen zeigt sich, wie wertvoll der entstandene ErlebnisMoorgarten ist. Denn diese Menschen kommen sonst durch ihre körperliche Einschränkung, bzw. beschränkte Ausdauer nicht näher an das Moor heran und hätten an solchen Bildungsveranstaltungen nicht teilnehmen können.
Senioren nutzen vor allem die Familientage um den Moorgarten zu besuchen. Diese Zielgruppe konnte auch durch den Moorgarten-Vortrag „Bienenfreundliche Gärten im Einklang mit der Natur“ im Oktober 2018, gehalten von Dr. Inge Uetrecht, gut erreicht werden.
Eine positive Besucherbilanz für den Moorgarten
Zum Ende des Projektes, im Januar 2019, wurde der Moorgarten dank umfangreicher ehrenamtlicher Hilfe durch Bernd Klusmann und Eckhard Schlömer, durch einen Balancierpfad aus Baumstämmen ergänzt. Mit diesem Element wird das Naturerlebnis-Angebot am Moorhus abgerundet und die körperliche Wahrnehmung und die Balance der kleinen Besucherinnen und Besucher geschult.
Knapp neunhundert Kinder und fünfhundert Erwachsene besuchten bisher auf Veranstaltungen den ErlebnisMoorgarten am NABU Besucherzentrum Moorhus, dazu kommen mindestens 1.500 Besucher, die den Moorgarten in Verbindung mit der Moorhus-Ausstellung auf eigene Faust erkundet haben.
Der ErlebnisMoorgarten ist inzwischen, zwei Jahre nach Projektbeginn, ein fester Bestandteil des Moorhus geworden und als Veranstaltungsort unverzichtbar. Er rundet das Informationsangebot der Ausstellung ab und bietet ein kleines Moorerlebnis mit allen Sinnen. Auch in Zukunft wird der Moorgarten durch das BNE-Bildungsteam für zahlreiche Veranstaltungen genutzt. Das Moorgarten-Angebot wird weitergeführt und noch intensiver auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die Projektleiterin Julia Lambert wird dem NABU erhalten bleiben und in das BNE-Projekt wechseln.
Ganz besonderer Dank gilt der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW, insbesondere dem Projektreferenten Dr. Till Winkelmann, deren Unterstützung dieses wunderbare Projekt erst möglich gemacht hat. Aber auch viele andere Helfer – Ehrenamtliche, Bundesfreiwillige, Moorgarten-Teamer, AG-Kinder, NABU-Mitarbeiter und -Vorstandsmitglieder – waren tatkräftig an der Gestaltung des Moorgartens beteiligt und ihnen soll an dieser Stelle ein großes „Dankeschön!“ gelten.